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August Heider (*20. Januar 1865 in Neu Buckow, † nach 1925) war ein Mensch sowie mehrfach vorbestrafter Couillermeister, der 1908 Hermann Blecher ermordete. Er war evangelisch getauft.

Beim Mordprozess wurde er als schlank und mittelgroße beschrieben und machte den Eindruck eines harmlosen Menschen, dem man seine 43 Lebensjahre nicht ansehe. Er war in etwa 1,75 Meter groß. Sein Gesicht war schmal und blass, sein Haar ordentlich gescheitelt, ein kleiner, blonder Schnurrbart war leicht nach oben geschwungen.[1] Aufgrund eines epileptischen Leidens wurde er als "minderwertig" eingestuft.[2] Beim Prozess soll er so verhalten gewesen sein, dass der Richter ihn dazu aufforderte, lauter zu sprechen.[3]

Leben

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Bereits zehn Jahre vor der Tat wurde er am Mord an einer 9jährigen in Osnabrück angeklagt,[4] jedoch aus Mangel an Beweisen freigesprochen.[5] Weiterhin wurde er seit seinem 16. Lebensjahr immer wieder wegen Betrug und Diebstahl zu mehreren Haftstrafen verurteilt.[1]

1895 kam er nach Berlin und heiratete 1900 Anna, Tochter eines Schuhwarenhändlers, dessen Geschäft er zunächst übernahm. Die Heiders wohnten zunächst in der Königgrätzer Straße, wo seine Frau jedoch an Rheumatismus erkrankte.

1908 bewohnte er seine aktuelle Wohnung in der Lietzmannstraße 2 jedoch seit einigen Wochen allein. Zum Tathergang war seine Frau bereits seit mehreren Monaten im Krankenhaus. Diese Wohnung vermietete er an einen Bürgermeister a.D., der sich hier mit einer Geliebten traf und Heider zu einem üppigen Auskommen verhalf.[5] Der Mord an Hermann Blecher ereignete sich in der ein-Zimmer-Wohnung in den Morgenstunden vom 7. April 1908. Laut Zeugenaussagen haben sich Täter und Opfer bereits in den Tagen zuvor gesehen und den Eindruck erweckt, ein intimes Verhältnis miteinander gehabt zu haben.[6][5] Bekannte Heiders bestritten homosexuelle Neigungen an ihm bemerkt zu haben. Jedoch neigte er aufgrund seiner Epilepsie und vor allem unter Einfluss von Alkohol zu sadistischem Verhalten.[7]

Wenige Wochen vor der Tat lernte er im Bouillonkeller das 18jährige mittellose Fräulein Eckardt kennen.[8] Unter dem Vorwand, ihr ein Bett für die Nacht anzubieten, begaben sich die beiden in Heiders Wohnung in der nahegelegenen Lietzmannstraße 2. Dort wurde Heider rasch zudringlich, woraufhin Eckhardt sich wehrte und schlußendlich die Flucht ergreifen konnte. Wegen dabei erlittener Kopfverletzungen wurde sie in das St. Hedwig Krankenhaus gebracht. Aufgrund der Ähnlichkeiten der zwei Fälle konnte Heider durch Eckhardts Aussage am 13. April 1908 am Mord an Hermann Blecher überführt werden. In derselben Nacht brannte die Garnisonkirche am Hackeschen Markt ab. Heider mischte sich unter die Schaulustigen und wurden von Max W., der in der Mordnacht im Bouillonkeller arbeitete und diesen mit Heider und Blecher verließ, enttarnt. Der stark angetrunkene Heider war zunächst nicht vernehmungsfähig, wurde aber schlagartig nüchtern, als man ihn mit dem Mordvorwurf konfrontierte. Diesen bestritt er zunächst, verriet sich dann bei einem Verhör jedoch selbst. Als er zur Begehung des Tatortes wieder in seine Wohnung gebracht wurde, hatte die Nachricht über seine Identität und seinen Wohnort bereits die Berliner Öffentlichkeit erreicht. In der engen Lietzmannstraße drängte sich eine aufgebrachte Menschenmasse, die darauf aus wahr, den Knabenmörder zur Gesicht zu bekommen und Selbstjustiz zu üben.[9]

Das Verfahren begann im Juni 1908 unter Ausschluss der Öffentlichkeit und unter Protest des Angeklagten, der sich erhoffte, seinen Ruf vom Verdacht des Luftmordes reinzuwaschen.[5] Am 06. des Monats wurde er zu zehn Jahren Haft verurteilt. Er legte gegen das Urteil Revision ein, diese wurde jedoch im September 1908 vom Reichsgericht in Leipzig abgelehnt.[10]

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Obwohl der Mord an den Geschwistern Fehse in Breslau im Jahre 1925. erhebliche Parallelen aufwies, wurde nicht gegen Heider ermittelt. Dieser befand sich zu jener Zeit seit acht Jahren wieder auf freiem Fuß.[8]

Referenzen

  1. 1,0 1,1 Der Knabenmörder Heider vor dem Schwurgericht. In: Berliner Volkszeitung vom 06.06.1908
  2. Das Urteil im Mordprozess Heider. in: Berliner Volkszeitung vom 07.06.1908
  3. Berliner Morgenpost vom 06.06.1908
  4. J. Eik: Schaurige Geschichten aus Berlin. Die dunklen Geheimnisse der Stadt. Jaron Verlag, Berlin 2013
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 M.-S. Fahr: Pitaval Scheunenviertel. Verlag Neues Leben GmbH, Berlin 1995
  6. Berliner Morgenpost vom 16.08.1908
  7. 1. Beilage zur Berliner Börsen Zeitung vom 07.06.1908
  8. 8,0 8,1 R. Stürickow: Mörderische Metropole Berlin. Authentische Fälle., Militzke Verlag, Leipzig 2015
  9. Berliner Morgenpost vom 15.04.1908
  10. Riesaer Tageblatt und Anzeiger vom 09.09.1908
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