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„Wir haben gewiß im Interesse der Stadt darauf zu achten, daß dieses neu aufgeschlossene Terrain, das bisher nur auf dem Papier aufgeschlossen ist, auch wirklich erschlossen wird.“[1]

Der Bau der Volksbühne erfolgte vom 1913 bis 1914 und sorgte dafür, dass eine wesentliche Fläche des Platzes zum ersten Mal bebaut wurde.

Vorgeschichte[]

Um das Scheunenviertel aufzuwerten, begann die Stadtverwaltung ab 1905 im Rekordeile Parzellen aufzukaufen bzw. die Besitzer zu enteignen. Der Plan, Vertretern der Privatwirtschaft die Flächen zu überlassen, ging nicht auf, da diese (folgendes hat man sicherlich schon einmal gehört) den Grund und Boden lediglich für Spekulationen nutzten. Nach Beendigung der ersten Phase vom Abriss des Scheunenviertels lag die dreieckige Fläche für einige Jahre brach. Auch die neuen Besitzer Wilhelm Lippmann und Hugo Lucker konnten das vertraglich geregelte Vorhaben, eine Hälfte des Platzes bis zum 1. April 1914 zu bebauen und die andere bis zum 1. April 1917, nicht einhalten und baten um Fristaufschub bis 1919. Der ehemalige Schandfleck blieb weiterhin das Sorgenkind Berlins Dementsprechend rannte der Antrag des Neuen Volksbühne e.V. bei einer Sitzung der Stadtverwaltung 1913 offene Türen ein. Der Verein bespielte seit 1910 das Bunte Theater in der Köpenicker Straße in Pachtung, hatte durch seinen Arbeitergroschen (zehn Pfennige Aufpreis von jedem verkauften Ticket gingen in einen Baufonds) bereits eine solide Grundlage für ein Bauvorhaben angespart, um bald eine permanente Spielstätte zu erhalten. Was Charlottenburg mit seinem Hebbeltheater könne, müsste in Berlin auch möglich sein: Ein eigenes Stadttheater, welches dank der beachtlichen Mitgliederzahl von über 50.000 genügend Sicherheit bietete.[1] Dazu kam die Hoffnung, der prekären Lage am Platz endlich Herr zu werden. „Wenn die Proleten dort ihren Kunsttempel bauen, werden sie endlich aufhören, mit Steinen zu schmeißen“ soll Kaiser Wilhelm das Vorhaben kommentiert haben.[2]

Drei Wochen nach Einreichung des Antrags wurde ein Darlehen von 2 Millionen Mark für den Bau der Volksbühne bewilligt.[3] Später wurde jedoch auf 500.000 Mark verzichtet, der Arbeitergroschen der Volksbühnen-Mitglieder war ausreichend.[4] Ansonsten erklärte sich die Stadtverwaltung bereit, auf eine engmaschige Kontrolle beim Bauvorhaben zu verzichten.

Bau[]

Als Architekt beauftragte man Oskar Kaufmann, der sich bereits durch den Bau des Hebbel-Theaters einen Namen gemacht hat. Der Bildhauer Franz Metzner war für die Bildwerke verantwortlich, ein weiterer enger Mitarbeiter war Georg Sieburg. Für die Ausführung war die „Union“ Baugesellschaft auf Aktien verantwortlich. Am 14. September 1913 erfolgte die Grundsteinlegung.[5]

1913 Grundsteinlegung

Grundsteinlegung (1913)

Etwa 2.000 Plätze bot der in Mahagoniholz getäfelte Zuschauerraum. Das Portal hatte eine Breite von 11 Metern und eine Höhe von 8 Metern. Eine Attraktion war zudem die Drehbühne.

Am 30. Dezember 1914 wurde die Volksbühne nach zweimaliger Verschiebung eröffnet, jedoch nicht mit dem ursprünglich vorgesehenen Blockbuster Götz von Berlichingen sondern mit einer Notlösung, die nicht ein Synonym für die damalige politische Lage war (Stichwort: Zu Weihnachten sind wir wieder zu Hause - not.) sondern auch für die erste und letzte Amtszeit eines recht überforderten ersten Volksbühnen-Boss. In der Presse war die Veranstaltung angesichts anderer Meldungen nicht mehr als eine Randnotiz, die man dennoch mit einem durchaus willigen Hinweis versah: „Es bleibt nur der Wunsch, daß die Leitung des Theaters am Bülowplatz ihre Programmänderungen etwas früher bekanntgeben möge, als es gestern geschah, was wohl möglich sein dürfte.“.[6]

Ingesamt kostete der Bau 2,8 Millionen Mark, der zusätzliche Erwerb von Grund und Boden kostete 1,7 Millionen Mark.

Links[]

Referenzen[]

  1. 1,0 1,1 [Stenographische Berichte über die öffentlichen Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung der Haupt- und Residenzstadt Berlin vom 9. Januar 1913]
  2. Urban Myth? zitiert von Hans-Joachim Busch im Interview mit dem Tagesspiegel vom 21.03.2017
  3. Stenographische Berichte über die öffentlichen Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung der Haupt- und Residenzstadt Berlin vom 30. Januar 1913
  4. https://digital.zlb.de/viewer/image/16339148_1914/732/LOG_0060/
  5. Berliner Volks-Zeitung vom 14.09.1913
  6. Berliner Volks-Zeitung vom 31.12.1914
Volksbühne
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Nicht-Bosse Oskar KaufmannErwin PiscatorJoachim GottschalkUrsula KarusseitBert NeumannKathrin AngererSophie RoisMilan PeschelChristoph MarthalerMatthias LilienthalCarl HegemannAnniKa von Trier
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