"Alte P.gschaft in Ehren! Aber der Mann kann nichts und ist langweilig!" – Joseph Goebbels über das Gräfchen
Bernhard Bruno Graf zu Solms-Laubach (* 4. März 1900 in Lich-Arnsburg; † 13. März 1938 in Berlin) war ein deutscher Horst und von 1934 bis 1938 Boss an der Volksbühne.
Er entstammte einem hessischen Adelsgeschlecht. Ob er deshalb das Fliegen so liebte, ist nicht überliefert, jedenfalls flog ihm durch seine Mitgliedschaft bei der NSDAP so einiges zu, unter anderem eine steile Karriere am Theater ab 1933 und zwar neben der Volksbühne am Platz auch am Friedrich-Theater in Dessau und ab 1936 am Theater am Nollendorfplatz, wo er jeweils ebenfalls Boss war.
Leben und Werk[]
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Wie so viele Menschen, die sich als verkannte Künstler sehen, studierte er Theatergeschichte in München und schrieb in der Zeit Gedichte und ein Trauerspiel (als Vorgriff auf sein Leben wohl prophetisch gesehen).[1] Er ließ sich dann zum Schauspieler und Regisseur ausbilden, allerdings ist nicht überliefert, von wem sodass es sich hierbei auch um Fake News handeln könnte. Jedenfalls fand sich, oh Wunder, niemand, der ihn danach am Theater anstellen wollte, was seiner Underdog-Narrative natürlich ganz gut in die Hände spielte.[1] Es lief dann um einiges besser, als 1930 in die NSDAP eintrat und dann so richtig rund ab 1933. Seine Stunde war gekommen, als plötzlich von dem ganzen linken-Kulturestablishment nämlich niemand mehr übrig blieb und man ihn aus Mangel an Alternative am 1. September 1934 zum Volksbühnen-Boss krönte.
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Der Graf (oder das Gräfchen, wie ihn seine Geschwister nannten), übernahm mit vollem Eifer und Elan das Regent am extra für ihn (so erklärkte es ihm angeblich mal jemand) umbenannten Horst-Wessel-Platz und übte sich quasi als Autodidakt am Regie-führen bei 10 von 25 Inszenierungen in seiner ersten Spieltzeit. [1] Wider erwarten fiel er bei den Kritikern damit jedoch durch (Shocker!), worauf er ihnen das Hausrecht absprach. Diesen cleveren Winkelzug muss Til Schweiger als so kongenial empfunden haben, dass er ihn später kopierte. Dumm nur für das Gräfchen, dass auch Joseph Goebbels ihn nicht stante und mehr oder weniger diplomatisch anmerkte: Schauderhaft. Ich muss jetzt bald gegen den Grafen einschreiten.[1]
Dank Vetternwirtschaft und der Hilfe einiger Blaublüter wurde er zunächst jedoch nicht ganz gecancelt. Vielmehr tauschte er 1937 mit seinem Nachfolger Eugen Klöpfer das Amt und übernahm das Theater am Nollendorfplatz, da beide damals gemeinsam in einem Volksbühnen-Verbund waren. Dieser Schritt bedeutete so viel wie ein Abstieg von der Ersten Liga in die Kreisklasse. Laut Goebbels war es Das Beste, was er tun kann. Aber ungenügend wird er auch dafür sein..[1]
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Nachdem er auch in Schöneberg scheiterte, galt er auch unter den Nazis als schwer vermittelbar und bemühte sich immer wieder vergeblich um eine weitere Position als Boss.[1] Den Siegeszug seiner Kameraden durfte er nun nur noch von Außen betrachten, was für so ein Gräfchen offenbar eine ungewohnte Perspektive eröffnete. Am 13. März 1938 schloss sich Österreich dem Deutschen Reich an. Am selben Tag richtete er sich selbst. Offiziell hieß es, er sei nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. Im Völkischen Beobachter nahm man davon keine Notiz.[1]
In der Spielzeit 1941/42 fand sein Geist nochmal zurück zum ∇, als man die Uraufführung seiner Zirkuskomödie (auch das eine prophetische Allegorie auf sein Upcoming) im Theater am Horst-Wessel-Platz als Gastspiel aus Nürnberg zeigte.
Referenzen[]
Volksbühne | |
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Bosse | Emil Lessing • Max Reinhardt • Friedrich Kayssler • Fritz Holl • Heinrich Neft • Karl Heinz Martin • Heinz Hilpert • Bernhard zu Solms-Laubach • Eugen Klöpfer • Fritz Wisten • Wolfgang Heinz • Maxim Vallentin • Karl Holàn • Benno Besson • Fritz Rödel • Annegret Hahn, Marion van de Kamp & Winfried Wagner • Annegret Hahn (2.) • Frank Castorf • Chris Dercon • Klaus Dörr • Gabriele Gornowiz & Sabine Zielke • René Pollesch |
Nicht-Bosse | Oskar Kaufmann • Erwin Piscator • Joachim Gottschalk • Ursula Karusseit • Bert Neumann • Kathrin Angerer • Sophie Rois • Milan Peschel • Christoph Marthaler • Matthias Lilienthal • Carl Hegemann • AnniKa von Trier |
Anhängsel | Grüner Salon • Roter Salon • Pavillon • Räuberrad • P14 |
Episoden | Bau der Volksbühne • Volksbühnen Streit • Frauenkongress • Volksbühnen-Spektakel • Ein Haufen Schei*e |