„Der Besucher fühlt sich unter argwöhnischen Blicken wie ein unglücklicher Wanderer, der aus Versehen in eine belagerte Festung geraten ist und nun das Schlimmste erwartet.“[1]
Das Karl-Liebknecht-Haus ist ein Gebäude in der Kleinen Alexanderstraße und Weydingerstraße. Es war das erste Gebäude am Platz.[2] Seit 2007 hat die Bundesgeschäftsstelle der Partei Die Linke im Karl-Liebknecht-Haus ihren Sitz. Außerdem befindet sich dort Der Kleine Buchladen, die Geschäftsräume des Landesverbands Berlin der Linken, die Linksjugend.Solid und der Studierendenverband Die Linke.SDS. Unklar ist, seit wann das Haus den Namen von Karl Liebknecht trägt.
Einrichtung der KPD-Zentrale
Das Gebäude wurde 1912 als Fabrik- und Geschäftshaus erbaut. Bauherr war Rudolf Werth, dem die „Berliner Türschliesser Fabrik“ gehörte. Zunächst befand sich seine Fabrik in dem Gebäude, ebenso wie weitere Unternehmen. Zu diesem Zeitpunkt hieß das noch „Adler-Haus“. 1926 wurde das Haus von der Kommunistischen Partei Deutschlands gekauft und war von 1926 bis zur Machtergreifung Adolf Hitlers Sitz der KPD.
Weil die Partei an dem Gebäude noch Umbauten vornahm, zogen die verschiedenen Abteilungen erst nach und nach ein. Das Zentralkomitee der KPD nutzte das Haus ab 1927, außerdem befand sich dort die Redaktion der KPD-Zeitung Rote Fahne, eine Buchhandlung und eine Druckerei. Dass die KPD in dem Gebäude ihren Sitz hatte, machte sie auch regelmäßig mit Bannern und Spruchbändern an der Gebäudefassade deutlich. Immer wieder sorgte die starke Mobilisierungskraft, die die Partei auf ihre Mitglieder und Berliner Arbeiter ausübte, für Konflikte mit der Polizei. Nicht weit der Karl-Liebknecht-Hauses, in einer Kaserne in der Alexanderstraße, waren daher extra Polizei-Einheiten untergebracht, die das Karl-Liebknecht-Haus kontrollieren und bei Bedarf Menschenansammlungen gewaltsam auflösen sollten.
Als 1931 in der Nähe des Karl-Liebknecht-Hauses, vor dem Kino Babylon, zwei Polizisten von Mitgliedern des Parteiselbstschutzes der KPD ermordet werden, wird das Gebäude für mehrere Tage von der Polizei besetzt und immer wieder durchsucht.
Horst-Wessel-Haus: das Karl-Liebknecht-Haus unter dem Hakenkreuz
Kurz nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wird das Karl-Liebknecht-Haus im Februar 1933 erneut von der Polizei durchsucht und schließlich geschlossen. Auf dem Dach bringen die Nationalsozialisten die Hakenkreuzfahne an. Am 8. März 1933 besetzt die SA das Haus. Das Haus wird nach Horst Wessel benannt, in den Eingang kommt nach einem Umbau eine Gedenkhalle in Erinnerung an den Nazischläger. Zunächst nutzt die „Politische Polizei“ das Haus, die darin ihre neue Abteilung zum Kampf gegen den Bolschewismus ansiedelt. In den folgenden Monaten dient das Haus der SA als „Wildes KZ“, in dem politische Gegner:innen verhört und misshandelt werden. Ab 1937 ist es Sitz der SA Berlin-Brandenburg.
Von 1945 bis heute
Am Ende des Zweiten Weltkriegs wird das Gebäude beschädigt. Die sowjetischen Besatzer übergeben das Haus dann an die sogenannte „Fundament-Gesellschaft“, die 1946 von der KPD gegründet wurde. Das Haus wird wieder aufgebaut und um ein Stockwerk erweitert. Nach Gründung der DDR wird es zunächst wird es von der SED genutzt, später dient es als Büro- und Gästehaus für das Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED.
Nach dem Mauerfall ist zunächst ungeklärt, ob die PDS als aus der SED hervorgegangene Partei das Eigentum am Karl-Liebknecht-Haus bewahren kann. Nach mehreren juristischen Auseinandersetzungen, Hausdurchsuchungen bei Parteimitgliedern und Hausbesetzungen durch die Partei, geht das Gebäude schließlich in das Eigentum der Partei PDS über, die dort von 1990 bis 2007 ihre Parteizentrale hat. Seit 2007 befindet sich die Bundesgeschäftsstelle der Partei Die Linke im Karl-Liebknecht-Haus.
Dr. Ronald Friedmann bot bis 2020 regelmäßige Führungen durch das Haus an. Zum nicht stattfindenden Fest der Linken im selben Jahr gab er einen Einblick via Videoführung.[3]
Links
Referenzen
- ↑ Carl von Ossietzky 1921 in der Weltbühne
- ↑ R. Friedmann: "Die Zentrale. Geschichte des Berliner Karl-Liebknecht-Hauses", Karl Dietz Verlag, Berlin 2011.
- ↑ Digitale Führung durch die Historie des Karl-Liebknecht-Hauses