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Der Mord an Feodora Langbein ereignete sich am 10. April 1937. Das Opfer starb vier Tage später an den Folgen mehrer Stichverletzungen. Wie auch schon im Fall Hermann Blecher wurde der Täter lediglich zu einer Zuchthaus-Strafe wegen Totschlags verurteilt.

Opfer und Täter waren beide für Gewerbsunzucht bei der Sittenpolizei bekannt. Sie lernten sich etwa 1934 kennen und waren mehrmals miteinander liiert, zudem soll Batzkowski der Zuhälter der Langbein gewesen sein. Nachdem Batzkowski eine mehrmonatliche Haftstrafe in Tegel verbüßt hatte, war das Verhältnis mehr und mehr angespannt. Langbein ging inzwischen einer regulären Tätigkeit nach und plante, sich abzusetzen. Mehrmals soll Batzkowski ihr gedroht haben, sie umzubringen, wenn sie ihm kein Geld geben würde.[1]

Tathergang

Gegen 23.15 Uhr am 9. April 1937 fand sich Langbein in der Weinmeisterklause, einem berüchtigten Lokal in der Weinmeisterstraße 18 ein. Laut eigener Aussage nahm sie dann ihre erste warme Mahlzeit in der Woche zu sich, da ihr Batzkowski zuvor immer das Geld abgenommen hätte.[1] Nach Mitternacht stieß Batzkowski in das Lokal und setzte sich zu seiner ehemaligen Geliebten, die nach einiger Zeit die Toilette aufsuchte und dann den Tisch zu zwei ihnen unbekannten Männern wechselte. Dorthin folgte Batzkowski ihr, woraufhin beide sich einen lautstarken Schlagabtausch lieferten.[2]

Die beiden verließen zur selben Zeit wie der Zeuge Alfred Telschow das Lokal gegen 3 Uhr. Da der in der Schönhauser Allee wohnende Telschow den selben Heimweg wie Langbein hatte, ging er den beiden mit etwa 3 Meter Entfernung die Gormannstraße hinterher. Bereits an der Ecke zur Steinstraße erhielt Langbein einige Schläge von Batzkowski und bat den bis dahin unbeteiligten Telschow, sie zu ihrem Haus zu begleiten, da sie Angst hätte.[2]

An der Alten Schönhauser Straße 19 angekommen, bat Langbein Telschow nun auch, sie mit auf ihr Zimmer zu begleiten. Dort wolle sie Batzkowski einen Koffer sowie ein Küchenservice geben. Laut Batzkowski hätte sie sich Telschow angeboten, um ihn eifersüchtig zu machen.[3] Im Zimmer angekommen lieferten sich Täter und Opfer erneut einen Schlagabtausch. Dabei sollen gegenseitige Beschimpfungen wie "Hurenbock", "alte Sau" und "mit fremdem Weibern poussieren" gefallen sein. Telschow nahm an, es handelte sich um ein eheliches Verhältnis.

Mit einem Mal erhielt Telschow einen Kinnschlag von Batkowski, durch welchen er zu Boden ging. Nachdem er wieder zu sich kam, sah er bereits, wie Batzkowski auf Langbein einstach. Aus Angst, selbst verletzt zu werden, flüchtete Telschow aus dem Zimmer und rüttelte an der Tür des Wohnbereichs der Familie Berkowitz. Sara Berkowitz hörte gegen 4.05 Uhr Langbein schreien "Hilfe, ich verblute".[4]. Batzkowski nahm daraufhin den Schlüssel des Zimmers, verschloß es und ging ruhig aus die Treppe herunter.[2] Die Hauswärtin Auguste Schmidt wurde daraufhin von Telschow mit der Bitte alarmiert , einen weiteren Schlüssel des Zimmers auszuhändigen, da der der Mieterin entwendet wurde.[5] Sara Berkowiz fand Langbein blutend auf dem Ruhebett in ihrem Zimmer vor, ihre zwei Kinder waren ebenfalls anwesend. Um 4.10 Uhr rief der Sohn die Polizei. Das Einsatzkommando traf um 4.15 Uhr ein. Da fehlte vom Täter bereits jede Spur. In den Momenten der Überraschung war niemand auf die Idee gekommen, aus dem Fenster zu schauen, in welche Richtung der Täter verschwand. Langbein wurde ins Universitätsklinikum in der Ziegelstraße gebracht.

Erste Ermittlungen

Feodora Langbein erlitt acht Stichverletzungen am Hals, den Brüsten und im Bauchbereich. Zunächst ging man nicht davon aus, dass die Stiche lebensgefährlich wären. In der Nacht wurde sie ebenso wie sämtliche Zeugen verhört und konnte sachdienliche Hinweise liefern, die mit denen der Zeugen Telschow und Berkovitz übereinstimmten. Die Fahndung nach Batzkowski wurde ausgeschrieben. Dieser flüchtete in Richtung Tegeler Forst, wo er die Tatwaffen ebenso wie einige Beweisstücke in Plötzensee vergrub. Er verfasste zwei Abschiedbriefe: Einen an eine Schwester, den anderen an seine ehemalige Verlobte.

Er stellte sich am 11. April 1937 der Polizei und gestand die Tat[6], widersprach sich und den Aussagen Telschows und anderer Zeugen jedoch mehrmals. Am 14. April verstarb Langbein bei einer Operation aufgrund einer drohendenden Bauchfellentzündung. In ihrer Geldbörse, die der Täter zurückließ, befanden sich 20 Mark. Vermutlich war dies der Wochenlohn, der ihr am 09. April ausgezahlt wurde.

Prozess und Urteil

Der Prozess fand im September 1937 statt. [7] Am 9, September 1937 fällte Landgerichtsdirektor Dr. Rambke als Vorsitzender das Urteil: 12 Jahre Zuchthaus sowie 10 Jahre Ehrverlust wegen Totschlags.[8] Trotzdem von vielen Zeugen, allen voran dem späteren Opfer, der Eindruck entstand, dass es sich um eine geplante Mordtat handelte, wertete das Gericht die Tatsache, dass der Angeklagte im Affekt handelte und sämtliche Wertsachen der Langbein in deren Zimmer ließ, für ihn.[9] Batzkowski verbüßte fünf Jahre seiner Haftstrafe, bis diese aufgehoben wurde. 1943 wurde er nach Mauthausen verlagert, wo sich seine weitere Spur verliert.

Referenzen

  1. 1,0 1,1 Aussage Feodora Langbeins vom 10. April 1937
  2. 2,0 2,1 2,2 Zeugenaussage Alfred Telschow
  3. Erste Aussage Martin Batzkowskis am 12.04.1937
  4. Zeugenaussage Sara Berkowitz
  5. Zeugenaussage Auguste Schmidt
  6. Berliner Börsen-Zeitung vom 12. April 1937
  7. Berliner Volkszeitung vom 9. September 1937
  8. Berliner Tageblatt vom 10. September 1937
  9. Berliner Börsen-Zeitung vom 10. September 1937
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