"ja nichts ist ok"
René Pollesch (* 29. Oktober 1962 in Dorheim/Friedberg, Hessen; † 26. Februar 2024) war ein Mensch, der viel Theater machte und 2021/22 seine Regentschaft als Volksbühnen-Boss antrat.
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Er lernte sein Theaterhandwerk in seiner hessischen Heimat in einer kleinen Ortschaft, deren Alumni in den folgenden Jahrzehnten über Landesgrenzen hinaus zu Ruhm und Ehren kommen sollten. Auch wenn sie alle in gewisser Hinsicht unterschiedliche Theaterformen fanden, war ihnen doch gemein, dass sie alle sehr viel wussten. Und das wurde in den darauffolgenden Jahren in gewisser Hinsicht zum Markenzeichen für all jene, die ihr Theaterhandwerk eben dort lernen wollten. Ob das nun der Pollesch-Effekt war oder einfach nur ein Zeitgeist, lässt sich heute schwer erklären. Mitten in den 1990ern lief es für jedenfalls für Pollesch wie Geschnitten Brot und zwar so sehr, dass selbst Pollesch zum Markenzeichen wurden, was in etwa mit dem Lubitsch-Touch vergleichbar ist.
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Sein Erfolg sorgte dafür, dass er ab 2001 den Prater, eine Außen-Exklave des Volksbühnen-Imperiums jenseits des Platzes leitete. Dort machte er ganz, ganz viel Theater u.a. mit Sophie Rois und Fabian Hinrichs.
Wie nahezu jeder vom Hofstaat Frank I. dankte er pünktlich zur Ausrufung des Empire of Dercon ab und setzte sich ins Exil ab.
Nach einem großen Debakel, das sich seit dem Intendantenwechsel von 2017 verselbstständigte und das Personalkarussell nicht ein- sondern gleich mehrmals unerwartet in Schwung geraten ließ, schlotterte es in der deutschen Theateraristokratie. Lag über den Titel Volksbühnen-Boss etwa ein Fluch? Nach einigem Zogen war er die einzige willige Person, die sich ihrem Schicksal ergab und sich 2020 zum Volksbühnen-Boss ernennen ließ. Seine Regentschaft als René I. trat er im September 2021 an.
2022 fragte er in einer Zeit andauernder Krisen Geht es Dir gut? 2024 lieferte er selbst die Antwort mit ja nichts ist ok. Zwei Wochen später war er tot.[1] Damit war er der erste Volksbühnen-Boss, der seine Regentschaft nicht überlebte. Seine Stücke laufen im Spielplan der Volksbühne.
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