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„Wer es doch (wie die Kritiker ja fast immer versichern) wirklich gut mit der Volksbühne meint, der lasse ihr doch um Gottes willen nur einmal ein paar Jahre ruhiger, ungestörter Arbeit!“[1]

Die Volksbühne ist ein Theaterbau auf dem Platz. Sie wurde 1914 für den Verein Freie Volksbühne e.V. nach Entwürfen von Oskar Kaufmann gebaut. Vor ihr befindet sie die Wiese, östlich daneben der Pavillon und der Spielplatz, westlich wird sie vom Trinkerpark begrenzt, nördlich umschließt sie Teilen der Nazi-Bauten.

Geschichte

Making Of

1915

nach der Fertigstellung (1915)

Siehe auch: Bau der Volksbühne

Piscator: Zu viel Revolution für die Volksbühne?

Weil sich die Sendung "Wer ist hier der Boss?" als Verkaufsschlager entpuppte (und die Verantwortlichen selbst auch gar nicht genug davon bekommmen konnten), kam es 1927 zu einem Spin-Off rund um den Regisseur Erwin Piscator. Der war ab 1924 Oberspielleiter an der Volksbühne gewesen. Zunächst ging es der Volksbühne in diesen Jahren wirtschaftlich gut und mit 160.000 Personen hatte der Volksbühnen-Verein so viele Mitglieder wie nie zuvor, da war also auch der Vereinsvorstand sehr zufrieden mit Piscator. Dessen technisch immer hochmoderne Inszenierungen entsprachen auch dem Anspruch, gesellschaftliche Veränderungen mit anzustoßen und die Berliner Stadtkultur zu prägen.

Doch als dann die Mitgliederzahlen aufgrund der steigenden Inflation zurückgingen, machten die Inszenierungen des KPD-Mitglieds Piscator dem Vereinsvorstand zunehmend Angst. Besonders seine Inszenierung von Ehm Welks Gewitter über Gottland empfand der Vorstand als zu revolutionär für den parteiübergreifenden Anspruch des Hauses. Der Vorstand warf Piscator vor, das Stück für seine eigenen Interpretation in nicht zulässiger Weise umgedeutet zu haben. Wie immer blieb diese Diskussion rund um die Rolle der Kunst blieb nicht auf die Volksbühne beschränkt, sondern schlug auch darüber hinaus hohe Wellen. Piscator hatte keinen Bock mehr auf diese Show: Er verließ die Volksbühne und gründete 1927 sein eigenes Theater, die Piscator-Bühne.

Absetzung und Neuauflage

In der Folge vom 20. November 1943 Krieg wurde der Platz von Fliegerbomben angegriffen, dabei bewies sich die vermeintliche Trutzburg als gar nicht mal so resistent und bekam einiges ab. Aus technischen Gründen (wahrscheinlich aber nicht nur) wurde die Volksbühnen-Show im Januar 1944 bis auf Weiteres abgesetzt. Am 26. April 1945 rumste es nochmal ganz gewaltig und inzwischen dürfte sich niemand mehr in das Haus (oder sonst wohin) getraut haben. Da war der Sendebetrieb ohnehin schon längst eingestellt.

Als sowohl der übertragende Sender als auch sämtliche Showgrößen längst nicht mehr zur Verfügung standen, wurden, mit neuer Sendeanstalt (Logofarbe rot) ab 1947 eine Neuauflage der Volksbühne angestrebt. Die Volksbühnen-Bewegung formierte sich zum gefühlt 50 Mal in 50 Jahren neu und schloß sich der allgemeinen Stimmung im neuen, antifaschistischen Gegenentwurf zum ollen Lametta von vorher an: Der Sommerhit im Winter 1947 (und auch noch lange danach) hieß Jugend erwach! von dem FDJ-Chor KaWe (wahrlich kein One Hit Wonder!).[2]

Am 21. April 1954 wurde das Haus wieder eröffnet oder neu eröffnet. So ganz war man sich da nicht einig. 1974 wurde jedenfalls der 20. Geburtstag gefeiert, 2014 wiederum der 100. – kann da jemand etwa nicht rechnen?!

Die Neueröffnung ging mit einem leichten aber signifikanten Re-Branding einher: Von nun an fehlte der Slogan Die Kunst dem Volke über dem Portal. Warum? Na weil das doch ohnehin jedem klar war!

Freie Liebe, freie Flächen, freies Land?

In den 1970er Jahren beherrschten Luft und Liebe den Platz, womöglich durch die X. Weltfestspiele der Jugend inspiriert, sorgte das Haus unter dem damaligen Boss Benno Besson dafür, dass sich die Nachbarschaft zu ihren ganz eigenen Spektakeln eingeladen fühlten durfte.

Mit einer Zeitenwende standen auch in der Volksbühne die Zeichen auf Neuanfang und Mitgestaltung. So schmiedete man beim Frauenkongress ambitionierte Pläne, von denen sich, wie so viele andere Erwartungen, die man an die Zukunft hegte, nur ein Bruchteil verwirklichen ließ.

Die Ära Castorf

Ein Messias aus der Provinz, der eigentlich aus dem benachbarten Prenzlauer Berg kam, sollte das Haus in die neuen Zeiten führen. Die Anfangszeiten der Regentschaft von Frank I. sind in dem Report einer sich zu dieser Zeit am Hof aufhaltenden Minnesängerin dokumentiert und bieten so Einblick in jene sagenumwobene Zeit, die mehreren Generationen von Berufshipster:innen später den Speichel in die Mundwinkel treiben sollte. Die Volksbühne wurde eine Marke und hip, nicht nur durch LSD, also einem ausgefeilten Designkonzept Bert Neumanns, zu dem auch das Räuberrad gehörte, sondern auch durch jede Verweigerung, cool zu sein und genau dadurch den Trend für das kommende Jahrtausend zu ebnen. Als es dann schon bald nicht mal mehr wie Geschnitten Brot lief, sondern man von einer internationalen Theaterinstitution sprach, war klar, dass jeder Mythos sich irgendwann sich selbst entledigen muss. Die Hoffnung aller Jünger Frank I.s,, mindestens die Verweildauer des Antifaschistischen Schutzwalls zu überbieten, wurde durch die Ausrufung des Empire of Dercon zu Nichte gemacht. Es folgten Jahre des Kriegs-und Besatzungszustand, von denen die Posse Ein Haufen Schei*e ein Lied singt.

Wer ist hier der Boss?

Wer ist hier der Boss Logo

Aktuelles Showlogo (2021)

Die Sendung ist ein Spin-Off, welches meist außerhalb des Theaters und Platzes stattfindet und darüber entscheidet, wer in dem Haus für die kommenden Jahre das sagen hat. Die beliebte Castingshow wird seit 1913 veranstaltet. Ihr Terminus ist unterschiedlich und auch die Anzahl der Episoden sowie ihr Modus variierten dabei über die Jahre stark. Der Sieger erhält den Titel des Volksbühnen-Boss. Bisher konnten folgende Menschen die Show gewinnen:

Staffel Austragung Sieger Regentschaft Anmerkungen
1 1913 DE Emil Lessing
Emil Lessing
Emil I.

1914–15

weitere Nominierte:
  • Leopold Jessner
2 1914–15 DE Max Reinhardt
Max Reinhardt
Max I.

1915–18

führte Haus als Zweitresidenz zum Deutschen Theater
3 1917 DE Friedrich Kayssler
Friedrich Kayßler
Fritz I.

1918–23

4 1924 DE Fritz Holl
Fritz Holl
Fritz II.

1923–28


weitere Nominierte:

  • Jürgen Fehling
  • Karl Heinz Martin
  • Ludwig Berger
5 1927 DE Heinrich Neft
Heinrich Neft
Heinz I.

1928–29

nachnominiert, bereits vorher geschäftsführender Direktor
6 1928 DE KH Martin
Karl Heinz Martin
Heinz II.

1929–33

7 1931 DE Heinz Hilpert
Heinz Hilpert
Heinz III.

1933–34

8 1933 DE Graefchen
Bernhard zu Solms-Laubach
Bernie I.

1934–35

keine Mitbewerber, Wahl erfolgte aus Mangel an Alternativen
9 1935 DE Eugen Klöpfer
Eugen Klöpfer
Eugen I.

1935–44

tausche mit Bernie I. die Regentschaft am Theater am Nollendorfplatz
10 1945 DE Fritz Wisten
Fritz Wisten
Fritz III.

1953–61

11 1960 DE Wolfgang Heinz
Wolfgang Heinz
Heinz IV.

1961–63

12 1962 DE Maxim Vallentin
Maxim Vallentin
Max II.

1963–65

führte Haus als Zweitresidenz zum Maxim Gorki Theater
13 1964 Karl Holàn Karl I.

1965–74

nur auf dem Papier
14 1968 DE Benno Besson
Benno Besson
Benno I.

1974–78

de-Facto Boss seit 1965
15 1978 DE Fritz Roedel
Fritz Rödel
Fritz V.

1978–90

16 1989 DE Annegret Hahn
Annegret Hahn
I.

Triumvirat

1990–91

Durch Punktegleichstand gab es in diesem Jahr mehrere Sieger.
DE Marion van de Kamp
Marion van de Kamp
DE Winifred Wagner
Winfried Wagner
1990 DE Annegret Hahn
Annegret Hahn
Anne I.

1991–92

Amtszeit der Siegerin wurde um ein Jahr verlängert. Es fand kein Wettbewerb statt.
17 1991 DE Frank Castorf
Frank Castorf
Frank I.

1992–2017

18 2015 DE Chris Dercon
Chris Dercon
Chris I.

August 2017 bis 13. April 2018

Nachnominierung:
  • Thomas Walter
19 2018 DE Klaus Doerr
Klaus Dörr
Klaus I.

Sommer 2018 – 15. März 2021

Nachnominierung:
  • Gabriele Gornowciz
  • Sabine Zielke
20 2019 DE Rene Pollesch
René Pollesch
René I.

13. September 2021-27. Februar 2024

Pollesch starb überraschend während seiner Amtszeit

Links

Referenzen

  1. Blätter der Volksbühne Berlin, Heft 6, Juli/August 1931, S. 12
  2. Eine sehr schöne Version auf Tante Tube
Volksbühne
Bosse Emil LessingMax ReinhardtFriedrich KaysslerFritz HollHeinrich NeftKarl Heinz MartinHeinz HilpertBernhard zu Solms-LaubachEugen KlöpferFritz WistenWolfgang HeinzMaxim VallentinKarl HolànBenno BessonFritz RödelAnnegret Hahn, Marion van de Kamp & Winfried Wagner • Annegret Hahn (2.) • Frank CastorfChris DerconKlaus DörrGabriele Gornowiz & Sabine ZielkeRené Pollesch
Nicht-Bosse Oskar KaufmannErwin PiscatorJoachim GottschalkUrsula KarusseitBert NeumannKathrin AngererSophie RoisMilan PeschelChristoph MarthalerMatthias LilienthalCarl HegemannAnniKa von Trier
Anhängsel Grüner SalonRoter SalonPavillonRäuberradP14
Episoden Bau der VolksbühneVolksbühnen StreitFrauenkongressVolksbühnen-SpektakelEin Haufen Schei*e
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